Diskriminierung bezieht sich auf das Ungleichbehandeln oder die Benachteiligung von Lebewesen aufgrund bestimmter Merkmale. Die Diskriminierung, die durch Ernährung verursacht wird, ist äußerst komplex und vielschichtig. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Diskriminierung von nicht menschlichen Lebewesen und die daraus resultierende Ungerechtigkeit in der weltweiten Verteilung von Nahrung.
Jedes Lebewesen beherbergt einen empfindungsfähigen biologischen Körper, der ein empfindungsfähiges Bewusstsein beheimatet. Auch wenn sie positive Gefühle erleben können, führt Diskriminierung stets zu individuell empfundenem Leid, sei es auf körperlicher oder psychischer Ebene. So sind die biologischen Körper der Welt vielfältig und in ihrer Individualität perfekt. Jeder Körper ist ein Heim für ein empfindsames Bewusstsein. In diesem Aspekt sind wir alle gleich, egal mit welcher Theorie man es beschreiben möchte. Doch was ist das Bewusstsein? Unabhängig von der Weltanschauung ist es zweifellos von unschätzbarem Wert. Und noch wichtiger: Sein Wert ist stets gleich. Im Universum existiert kein Gesetz, das die Vielzahl der Bewusstseine auf der Erde in ihrer Wertigkeit misst. Gleiches gilt für unseren Körper. Doch ausgerechnet dieser und nur dieser macht uns anfällig für Diskriminierung. Das Eintreten eines gleichwertigen Bewusstseins in einen für den Menschen nicht diskriminierungsanfälligen biologischem Körper scheint einem Glücksspiel zu gleichen. Oftmals werden genau diese Lebewesen Opfer der menschlichen Ernährung, da Speziesismus die häufigste Form der weltweiten Diskriminierung ist. Jedes Jahr sind es etwa 70 Milliarden Landlebewesen und bis zu einer Billion Meeresbewohner. Die Tiere im Meer sind am stärksten betroffen, gefolgt von Nutztieren. Danach kommen wiederum Wildtiere und schließlich Primaten, da sie uns körperlich am ähnlichsten sind. Es lässt sich generell festhalten, dass je mehr sich ein Körper von unserem unterscheidet, desto größer das Risiko potenzieller Diskriminierung ist. Haustiere sind hier eine Ausnahme, da sie in einigen Kulturen eine Sonderstellung innehaben. Wir haben gelernt, dass diese Körper nicht diskriminiert werden, was paradox erscheint, aber erneut zeigt, dass das Bewusstsein an sich keinen Wert hat – allein unser Körper. Also lassen Sie uns festhalten: Jedes Jahr sterben mehr als eine Billion Lebewesen aufgrund nicht essenzieller Motivationen, weil ihr Bewusstsein unglücklicherweise in einem für den Menschen diskriminierungsanfälligen Körper existiert.
Nun kommen wir zur indirekten Folge dieser Diskriminierung, die den meisten Menschen nicht bewusst ist. Wir alle wissen, dass weltweit viele Menschen unter Hunger und Wasserknappheit leiden. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass wir mit insgesamt 9 Milliarden einfach zu viele sind und deshalb nicht genug Nahrung und Wasser vorhanden ist. Um genauer zu sein: 3,6 Milliarden Menschen, die Hälfte der Weltbevölkerung, leben in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wassermangel bedroht sind. Laut Prognosen könnte diese Zahl bis 2050 auf 5,7 Milliarden ansteigen (vgl. Unesco, 2018). Doch ist die globale Tierindustrie verantwortlich für etwa 30% des weltweiten Frischwasserverbrauchs (vgl. Gerbens-Leenes, Mekonnen & Hoekstra, 2013). Der Wasserverbrauch in der Tierindustrie liegt bei etwa 1,1 x 1015 Liter, basierend auf einem jährlichen weltweiten Wasserverbrauch von 3,3 x 1015 Litern (vgl. Wada, Wisser & Bierkens, 2014, S. 30). Der Vergleich des gesamten Trinkwasserbedarfs von Menschen und Rindern verdeutlicht ebenfalls das Ausmaß der Ungerechtigkeit. Bei einer durchschnittlichen Wasseraufnahme von 2,8 Litern Wasser pro Person und einer Erdbevölkerung von 9 Milliarden Menschen verbrauchen wir täglich 215,2Milliarden Liter Wasser. Bei einer durchschnittlichen Wasseraufnahme von 100 Litern pro Rind (vgl. Horn, 2019) und einer weltweiten Rinderpopulation von etwa 1,5 Milliarden (vgl. FAO, 2019, S. 30) werden täglich 150 bis 165 Milliarden Liter Wasser für Rinder benötigt (vgl. Cowspiracy, 2022). Somit verbrauchen alle Rinder weltweit etwa das 6,5-fache an Wasser im Vergleich zu dem, was alle Menschen gemeinsam zum Trinken benötigen würden. Bei der Verteilung von Nahrung und der Priorisierung von Agrarfläche treten ähnliche Ungerechtigkeiten auf. Obwohl 5 Milliarden Hektar Agrarfläche zur Verfügung stehen, werden davon allein 3,55 Milliarden Hektar als Weideland genutzt. Lediglich etwa 1,45 Milliarden Hektar dienen als Ackerland. Von diesem Ackerland wiederum werden etwa 1 Milliarden Hektar ausschließlich für die Futtermittelproduktion verwendet, während nur 260 Millionen Hektar für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden (Jering et al., 2013, S. 12). Zusammengefasst wird nur ein winziger Teil der Agrarfläche für die Nahrungsmittelproduktion für Menschen genutzt. Ein bedeutend größerer Anteil wird für die Ernährung von Tieren verwendet. Im Gegensatz dazu benötigt die Erzeugung tierischer Produkte 90% der weltweiten Landwirtschaftsfläche und deckt lediglich 10% des weltweiten Kalorienbedarfs, während pflanzliche Lebensmittel nur 10% beanspruchen und 90% der weltweit verbrauchten Kalorien liefern.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Diskriminierung ist körperlich. Diskriminierung ist oft auf materielle Faktoren zurückzuführen und wird möglicherweise durch den Kapitalismus verschärft. In unserer von Ideologien geprägten Welt neigen wir dazu, nur die Körper zu bewerten und haben verlernt, die Seelen hinter ihnen zu erkennen. Durch die immense Diskriminierung nicht menschlicher Lebewesen diskriminieren wir uns letzten Endes selbst. Eine funktionierende Gesellschaft kann nicht reibungslos in einem System der Gerechtigkeit existieren, das auf Diskriminierung basiert. Der Grundsatz "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu" trifft hier besonders zu. Das Leid, das nach außen gerichtet wird, kehrt oft auf unerwartete Weise zu uns zurück. Allzu oft leiden diejenigen, die es am wenigsten verdienen. Doch gerade weil wir nicht die direkten Opfer sind und Tiere nicht unsere Sprache sprechen, sehen wir uns oft nicht verpflichtet, unser Verhalten zu überdenken. Dabei ist dieses System der Grausamkeit einfach nur unsinnig.
Das Bewusstsein und die Empfindsamkeit aller Lebewesen verdienen Respekt und Berücksichtigung. Indem wir die Diskriminierung in jeglicher Form bekämpfen und durch gerechtere Praktiken in der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung ersetzen, können wir nicht nur das Leid der Tiere verringern, sondern auch zur Schaffung einer gerechteren und nachhaltigeren Welt für alle beitragen.
Die Veränderung beginnt mit jedem Einzelnen von uns. Indem wir uns bewusst für ethischere Ernährungs- und Konsumgewohnheiten entscheiden und uns für eine faire und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion einsetzen, können wir dazu beitragen, eine Welt zu schaffen, in der die Würde und das Wohlergehen aller Lebewesen geachtet werden.
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